Mean Time to Repair (MTTR): Bedeutung, Berechnung und Optimierung in der Instandhaltung
Was ist MTTR? Definition und Bedeutung
Instandhaltungsprozesse sind ein wesentlicher Faktor für die Betriebseffizienz in nahezu allen industriellen Branchen. Eine zentrale Kennzahl zur Bewertung der Wirksamkeit der Instandhaltung ist die Mean Time to Repair (MTTR), auf Deutsch: durchschnittliche Reparaturzeit. Sie beschreibt die durchschnittliche Zeitspanne, die erforderlich ist, um ein technisches System, eine Maschine oder eine Komponente nach einem Ausfall zu reparieren und wieder vollständig betriebsbereit zu machen.
Berechnung der MTTR
- Diagnose und Fehleranalyse
- Logistik und Ersatzteilbeschaffung
- organisatorische Freigaben und Sicherheitschecks
- Durchführung der Reparatur
- Funktionstest und Wiederinbetriebnahme
MTTR einfach erklärt – ein Rechenbeispiel
Wenn innerhalb eines Monats fünf Störungen auftreten und die jeweiligen Reparaturzeiten 1,5 Stunden, 2 Stunden, 2,5 Stunden, 1 Stunde und 3 Stunden betragen, ergibt sich:
Abgrenzung zu verwandten Kennzahlen: MTTF, MTBF, MTTA und MDT
Mean Time to Failure (MTTF)
- Anwendungsbereich: Einweg- oder Verschleißteile
- Typische Einheit: Stunden, Zyklen oder Einsätze
- Ziel: Vorausplanung von Austauschintervallen im Rahmen der präventiven Instandhaltung
Beispiel: Ein Temperaturfühler weist eine MTTF von 10.000 Betriebsstunden auf. Der Betreiber kann daraus einen geplanten Austauschzeitpunkt ableiten, um spontane Ausfälle zu vermeiden.
Mean Time Between Failures (MTBF)
- Unterscheidung zu MTTF: Während MTTF den Ausfall irreparabler Teile betrachtet, bezieht sich MTBF auf reparierbare Systeme.
- Formel: MTBF = Gesamtbetriebszeit / Anzahl der Ausfälle
- Typischer Einsatz: Technische Zuverlässigkeitsanalysen, Systemdesign, Lebenszyklusplanung
- Ziel: Bewertung der Systemzuverlässigkeit im laufenden Betrieb
- Wertinterpretation: Höhere MTBF signalisieren seltenere Ausfälle und höhere Zuverlässigkeit
Mean Time to Acknowledge (MTTA)
- Typische Auslöser: Alarmmeldung über IoT-System oder manuelle Erfassung über einen QR-Code und anschließende Erfassung in einem CMMS (Computerized Maintenance Management System)
- Bedeutung: Bewertet die Reaktionsgeschwindigkeit im Fehlerfall
- Ziel: Optimierung der Störungsannahme und Alarmierung
- Risiken bei hoher MTTA: Verzögerte Störungsbearbeitung, SLA-Verletzungen, unnötige Stillstandsverlängerung
Mean Down Time (MDT)
- Ziel: Gesamtbewertung der Verfügbarkeit aus Nutzersicht
- Formel: MDT = MTTA + MTTR + sonstige Verzögerungen
Chronologische Einordnung technischer Kennzahlen im Fehlerprozess
Phase im Störungszyklus | Kennzahl | Bedeutung |
---|---|---|
Vor dem Ausfall | MTTF | Lebensdauer bis zum ersten Versagen |
Zwischen Ausfällen | MTBF | Durchschnittlicher Zeitraum zwischen Fehlern |
Erkennung bis Bestätigung | MTTA | Reaktionszeit auf den Ausfall |
Fehlerbehebung | MTTR | Zeitspanne zur Wiederherstellung der Funktion |
Gesamte Ausfallzeit | MDT | Nichtverfügbarkeit gesamt (inkl. MTTA, MTTR und sonstiger Verzögerung) |
Wirtschaftliche und leistungsbezogene Auswirkungen der MTTR
Kostenfaktoren ungeplanter Stillstände
- Dauer des Stillstands: Je länger die Unterbrechung, desto höher die Kosten durch entgangene Produktionszeit.
- Produktionsleistung pro Stunde: Der Output, der pro Zeiteinheit normalerweise erzielt wird, bestimmt den potenziellen Verlust.
- Anzahl nicht gefertigter Einheiten: Gibt an, wie viel produktive Menge durch den Stillstand verloren geht.
- Bruttogewinn oder Deckungsbeitrag pro Einheit: Entscheidend für die Bewertung des wirtschaftlichen Schadens pro ausgefallener Einheit.
- Laufende Betriebs- und Herstellkosten: Fixkosten wie Miete, Energie, Infrastruktur oder Maschinenkosten, die auch während des Stillstands weiterlaufen.
- Personalkosten: Arbeitszeiten, Bereitschaftsdienste, Wartezeiten und ggf. Überstundenkosten.
- Reparatur- und Wiederanlaufkosten: Aufwendungen für Instandsetzung, Ersatzteile, Serviceteams und Qualitätssicherung nach der Wiederinbetriebnahme.
Einfluss auf produktionsbezogene Kennzahlen
Ursachen für eine hohe MTTR: Betrachtung von Schwachstellen in Instandhaltungsprozessen
- Langsame Reaktions- und Eskalationsprozesse: Keine automatische Alarmierung, keine definierte Zuständigkeit oder interne Freigabeprozesse
- Fehlendes anlagenspezifisches Know-how: Techniker haben keinen Zugriff auf Anleitungen, Wartungshistorie oder Checklisten
- Fehlende Verfügbarkeit von Ersatzteilen: Unklare Lagerbestände, lange Lieferzeiten, fehlende Verknüpfung mit der Wartungsplanung
- Unzureichende Störungsdokumentation: Verspätete Erfassung der Störung, keine systematische Ursachenanalyse und lückenhafte Dokumentation der Fehlerbehebung
- Keine übergreifende Systemtransparenz: Informationen zu Maschinenzustand, Wartungsterminen und Stillständen liegen dezentral vor